Naos

Installation und Einzelausstellung, 2023


Die Installation „Naos“ spielt mit dem Gedanken, der Wiederauffindung eines Heiligtums einer unbekannten Göttin. Die von prähistorischen Figurinen inspirierten Statuen sind aus unterschiedlichen Materialien gefertigt, von Ton über 3D-Druck-Filament bis hin zu Verpackungsmüll, wobei letzteres Material einen kulturellen Rückschritt nach der Klimaapokalypse andeutet.

Die Köpfe und Körper der Figurinen aus Verpackungsmüll sind teilweise mit Getreide gefüllt, vor dem Altar liegen verschiedene Votive, darunter Schlangen aus Ton, aber auch Haaropfer. Getreide sowie Schlangen werden mit chthonischen Gottheiten, also Erd- und Fruchtbarkeitsgöttern assoziiert, Haaropfer finden sich über Jahrtausenden in unterschiedlichen Kulturen als Gaben an die Götter, unter anderem bei rites de passage, etwa vom Mädchen zur Frau.

Auf den Stoffbahnen in der Raummitte finden sich Darstellungen von weiblichen Gläubigen, die sich in verschiedenen Anbetungs-, Ekstase- und Opferhaltungen dem Altar zuwenden.

Die mit Menstruationsblut bemalten Leintüchern an den Wänden betonen den sakralen Aspekt der Periode. Ursprünglich wurde die Menstruation wohl als etwas Heiliges, als eine Substanz mit magischen Kräften, angesehen, und daher mit einem Tabu belegte. Mit der Zeit ging das Sakrale verloren, das Tabu aber blieb bestehen und wirkt bis in unsere heutige Gesellschaft nach. Einige dieser Leintücher zeigen Blumenmotive, da Blumen symbolisch stark mit der weiblichen Sphäre verbunden sind. Der Bilderzyklus trägt den Titel „Defloration“ und erinnert an die mancherorts noch gängige Praxis, das blutbefleckte Leintuch nach der Hochzeitsnacht zum Nachweis der Jungfräulichkeit zur Schau zu stellen. Im Wort Defloration steckt das Wort flor, Blume; die Entjungferung als eine „Entblumung“.

Die mit Ölkreide gefertigten Bilder stellen die Frage nach unserem Ursprung und vereinen in sich die wissenschaftlichen Theorie, dass unser Universum aus einem Schwarzen Loch entstanden ist, und den Umstand, dass alles menschliche Leben auf Erden dem weiblichen Geschlecht entsprungen ist.